Der niederländische Energiemarkt
Der niederländische Energiemarkt hat in Sachen Energiewandel großen Nachholbedarf. Gas und Kohle verlieren zwar allmählich an Bedeutung, doch der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie muss noch an Tempo zulegen.
Bei der Energieversorgung setzen die Niederlande auf einen bereiten Mix aus Erdgas, Erdöl, Kohle, erneuerbaren Energien und Atomkraft – wobei Erdgas mit Abstand den wichtigsten Energieträger darstellt. Das soll sich jedoch ändern. Die Niederlande haben eine große Energiewende eingeleitet: weg vom Gas, hin zu den Erneuerbaren. Bis 2023 sollen 16 Prozent des Energiebedarfs im Nachbarland aus regenerativen Quellen gedeckt werden. 2019 waren es erst 8,8 Prozent. Entsprechend fördert die Regierung den Ausbau grüner Energien mit 100 Millionen Euro. Ein Fünftel davon soll bis 2030 allein in den Ausbau der Windenergie fließen. Ein lukrativer Markt auch für deutsche Unternehmen, die hier mit ihrer Erfahrung punkten können.
Chancen für deutsche Unternehmen
Das Thema Nachhaltigkeit bei der Energieversorgung spielt in Deutschland bereits deutlich länger eine große Rolle. Die gesammelte Erfahrung sowie das höhere Level an Knowhow ist auf dem niederländischen Energiemarkt gefragt – vor allem im Bereich erneuerbare Energien und innovative Techniken. Viele niederländische Betriebe suchen deutsche Energieeffizienz-Spezialisten als Kooperationspartner. Durch spezielle politische Vorgaben mit klaren Zielsetzungen haben deutsche Unternehmen mit den Schwerpunkten erneuerbare Energien und Energieeffizienz gute Chancen auf einen erfolgreichen Markteintritt.
Die Entwicklung des niederländischen Energiemarkts
Die Stromproduktion in den Niederlanden hat im Jahr 2020 den Rekordwert von mehr als 122 Milliarden KWh Stunden erreicht. Laut dem niederländischen Statistikbüro CBS sind das ein Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig ging der Stromverbrauch mit 0,5 Prozent zurück auf jetzt 113,1 Milliarden KWh.
2020 wurden in den Niederlanden bereits rund 31 Milliarden KWh Strom aus Erneuerbaren produziert. Sie haben inzwischen einen Anteil von rund 26 Prozent am niederländischen Stromverbrauch. 2019 lag der Anteil noch bei 18 Prozent. Vor allem die Kapazität von Windenergie wurde ausgebaut - an Land und auf See. Auf Platz zwei liegt die Solarenergie, gefolgt von Biomasse.
Elektrizität
- Im Jahr 2020 wurden in den Niederlanden insgesamt 123 TWh Elektrizität produziert – 69 Prozent davon aus fossilen Energieträgern. Dabei zeichnete sich eine deutliche Verschiebung von Kohle zu Gas und den Erneuerbaren ab.
- Die Stromerzeugung aus Kohle ging um 50 Prozent zurück auf insgesamt 9,6 Milliarden KWh.Gleichzeitig stieg die Stromgewinnung aus erneuerbaren Quellen auf 31 Milliarden KWh – ein Plus von 41 Prozent. Gas war 2020 der Energieträger für insgesamt 71 Milliarden KWh. Nach dem großen Anstieg der vergangenen Jahre nur noch ein leichtes Plus von 2,4 Prozent.
Erdgas
- Noch ist Erdgas die wichtigste Energiequelle der Niederlande - knapp 43 Prozent ihres Energiebedarfs haben die Niederlande 2020 mit diesemfossilen Energieträger gedeckt. Doch die Zeiten, in denen die Niederlande einer der größten Gasproduzenten und -exporteure Europas waren, sind vorbei.
- Nach schweren Beben in der Förderregion Groningen im Norden des Landes hat die Regierung 2018 beschlossen, aus der Gasproduktion auszusteigen. Zunächst sollte die heimische Erdgasproduktion gedrosselt und 2030 dann ganz beendet werden. Die Zukunft der niederländischen Erdgasinfrastruktur ist daher ungewiss.
- Von 2012 bis 2018 hat sich die niederländische Gasförderung laut der Nationalstatistiker des CBS halbiert – auf nunmehr 36,5 Milliarden m3. Kompensiert wird der Rückgang durch Importe, vor allem aus Russland und Norwegen. Dementsprechend hat sich das Importvolumen im gleichen Zeitraum auf 56 Milliarden m3 Erdgas verdoppelt.
Erneuerbare Energien
- 2019 wurden in den Niederlanden insgesamt 22 Milliarden KWh Strom aus erneuerbaren Quellen gewonnen – mehr als die Hälfte davon aus Windenergie, ein Viertel aus Biomasse. Die Bedeutung der Erneuerbaren für die Energieversorgung der Niederländer nimmt kontinuierlich zu. Allein in den vergangenen vier Jahren wuchs die Produktion laut dem nationalen Statistikamt CBS um 63 Prozent. Tendenz weiter steigend. Denn die Niederlande fördern den Ausbau natürlicher Energiequellen wie Geothermie, Windenergie, Bioenergie und Sonnenenergie konstant.
- Bis spätestens 2050 sollen die Niederlande klimaneutral sein. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen bereits um 49 Prozent im Vergleich zu 1990 verringert werden.
- Mit der Verabschiedung des niederländischen „Klimaatakkoord“ im Juni 2019 (dt. Klimaabkommen) müssen bis 2050 rund 7 Millionen Haushalte und 1 Million Gebäude vom Erdgasnetz abgekoppelt und regenerativ beheizt werden.
- Bis 2023 sollen 16 Prozent des Energiebedarfs im Nachbarland aus regenerativen Quellen gedeckt werden. Der Anteil Erneuerbarer Energie am gesamten Energieverbrauch betrug in den Niederlanden in 2020 11,1%; in 2019 waren es noch 8,8%.
- Auch die Treibhausgasemissionen in den Niederlanden sollen bis 2030 um 49% und bis 2050 um 95% reduziert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden derzeit einige Projekte durchgeführt, insbesondere die Windenergie spielt bei der niederländische Energiewende eine wichtige Rolle.
- Zurzeit existieren allein in der Nordsee vier aktive Windparks. Bis 2023 sollen noch einmal fünf dazu kommen. Laut Regierungsplänen sollen 2030 rund 40 Prozent des heutigen Energieverbrauchs durch Windkraftanlagen gedeckt werden und sollen 11,5 Gigawatt Offshore-Wind ans Netz gebracht werden.
- Außerdem treiben die Niederländer den Aufbau einer kompletten Wasserstoff-Wertschöpfungskette voran. Als wichtigsten Partner haben sie dabei Deutschland auserkoren.
Erdöl
- Auch Erdöl liefert einen Beitrag zu der niederländischen Energieversorgung. Der Großteil wird importiert – ein kleiner Anteil aber auch selbst produziert. Ein strategischer Öl-Vorrat soll die Abhängigkeit von den ölproduzierenden Ländern mindern. Mittelfristig soll der Beitrag von Erdöl an der nationalen Energieversorgung allerdings verringert werden.
Kohle
- Die Niederlande haben Ende 2019 den Kohleausstieg beschlossen. Dieser soll bis 2030 vollzogen werden, die ersten alten Kraftwerke wurden bereits geschlossen.
- Dementsprechend sank der Kohleverbrauch für die Stromversorgung 2020 bereits das fünfte Jahr in Folge. Er lag im vergangenen Jahr bei 9,6 Milliarden KWh - ein Minus von 50 Prozent binnen eines Jahres.
Kernenergie
- Kernenergie wird in den Niederlanden als Quelle einer beständigen Energieversorgung geschätzt. Ihre Rolle im Strommix geht allerdings seit Jahren zurück. 2019 und 2020 wurden jeweils knapp über drei Prozent der Energie im Nachbarland nuklear gewonnen.
- Die niederländische Regierung sieht die Schließung des einzigen Kernkraftwerks in den Niederlanden bis 2024 vor.
Stand: Dezember 2021