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Der Museumsreformer aus den Niederlanden

24.04.2019

Als Direktor des Dortmunder U machte sich Edwin Jacobs in kürzester Zeit bundesweit einen Namen. Was ist sein Erfolgsgeheimnis?

Ein Museumsdirektor als Marke? Ja, das gibt es. Edwin Jacobs hat Außergewöhnliches geschafft: Der Niederländer belebt die deutsche Museumskultur neu.

„Früher war ein Museum ein Mausoleum“, sagt Edwin Jacobs. „Heute kann man nur bestehen, wenn man aktuell ist.“ Der studierte Kunstwissenschaftler und Pädagoge beherzigt daher das A und O modernen Marketings: Kundennähe. Er öffnet das Museum für die Besucher und ihre Interessen. Er lässt die Sammlung immer wieder neu und spannend inszenieren – von der Choreographin Nanine Linning oder dem Künstler Jonathan Meese zum Beispiel. Er begeistert die Besucher mit Storytelling. Und er hat keine Angst vor Popkultur.

Edwin Jacobs holt Pink Floyd ins Ruhrgebiet

Sein bislang größter Coup? Die multimediale Ausstellung „Pink Floyd: Their Mortal Remains“. In Europa war sie nur in London und Rom zu sehen. Edwin Jacobs holte sie ins Ruhrgebiet. Nach Dortmund – bislang eher für Fußball denn für Kultur bekannt. Das hat sich jetzt geändert. „Die Ausstellung hat die Stadt und das Dortmunder U bundesweit in die erste Liga der Kultureinrichtungen katapultiert“, lobt der Leiter der städtischen Kulturbetriebe, Dr. Stefan Mühlhofer. Und Edwin Jacobs? Handelt bereits seinen nächsten Coup aus. „Mit einem weltberühmten Museum in Madrid“, wie er uns verriet.

Der langjährige Generaldirektor des Centraal Museum Utrecht ist in der Kunstwelt gut vernetzt. Der schnelle Ausbau von Kontakten ist ein Erfolgsgeheimnis, das er mit erfolgreichen Managern anderer Branchen teilt. „Ich frage auf jedem Empfang meine Gastgeber, mit wem ich ihrer Meinung nach reden sollte. Und wenn ich diese Person gesprochen habe, bitte ich auch sie um eine Empfehlung“, plaudert er aus dem Nähkästchen. „So lerne ich in kurzer Zeit viele interessante Menschen kennen.“ In Deutschland kommt das gut an. Jacobs gehört inzwischen zum Sprecherteam der NRW-Kunstmuseen, einem Verbund von 35 Kunstmuseen in Nordrhein-Westfalen.

Hierarchien? Sind dem Museumschef fremd!

Eine weitere Qualität des 58-Jährigen ist seine Bereitschaft, die Mitarbeiter mit ihrem Wissen und ihren Ideen einzubinden. „Ich will ein guter Arbeitgeber sein“, beschreibt Jacobs sein Credo. Er denke in Kompetenzen, nicht in Positionen. In Deutschland dagegen gebe es noch einen gewissen Hang zur Hierarchie. „Was wir im Team machen, ist aber nicht top-down, sondern bottom-up.“ Einige Mitarbeiter hätten damit zunächst gefremdelt. Das habe sich aber schnell geändert, meint Jacobs. „Es motiviert eben, wenn man sieht, dass die eigenen Ideen tatsächlich verwirklicht werden.“

Die nächsten Ausstellungen im Dortmunder U sind eine Schau mit Meisterwerken moderner Kunst aus den Niederlanden und eine internationale Ausstellung über René Magritte. „Ich sehe es eben als meine Aufgabe an, unsere jetzige Ligaposition weiter auszubauen“, sagt Edwin Jacobs. Und die Fußball-Metapher beweist: Er ist längst ein echter Dortmunder geworden. Auch diese Anpassungsfähigkeit ist Teil seines Erfolgs.

Katrin Brodherr, DNHK

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