Wie kann die Wirtschaft nach dem Lockdown verantwortungsvoll und nachhaltig wieder hochfahren? Der DIHK, die Dachorganisation der deutschen Handelskammern, hat dazu Ideen entwickelt.
Von Abstand bis Zugang: Digitale Tools bringen mehr Sicherheit
Digitale Anwendungen wie etwa Zutritts- und Buchungssysteme sind vielfältig einsetzbar: Sie können Warteschlangen vor Geschäften verkürzen, Passanten-Frequenzen besser verteilen und damit den Schutz von Kunden und Mitarbeitern verbessern. Oder sie helfen dabei, die Hygieneanforderungen einzuhalten – beispielsweise durch automatische Maskenerkennung oder Messung der Sicherheitsabstände.
Digitale Registrierungssysteme erleichtern die Dokumentation von Besucherdaten in der Gastronomie, die Gesundheitsbehörden gegebenenfalls für die Nachverfolgung von Infektionsketten brauchen. Mit diesen und weiteren Optionen kann die breite Nutzung von digitalen Lösungen bei entsprechenden politischen Weichenstellungen vielen Unternehmen eine Chance bieten, ihren Geschäftsbetrieb wieder aufzunehmen.
Unternehmen wünschen sich zugleich, dass der Einsatz digitaler Lösungen nicht zum Ausschluss von Menschen führt, die keinen Zugang zu den entsprechenden Anwendungen haben. Hier helfen Hybridlösungen, die digitale Tools mit der Möglichkeit kombinieren, die Dienste auch spontan vor Ort in Anspruch zu nehmen. Außerdem muss der Schutz persönlicher Daten auf Grundlage der Europäischen Datenschutzgrundverordnung gewahrt bleiben. Und nicht zuletzt sollten digitale Lösungen Standards und Schnittstellen bieten, die einen möglichst geschäfts- und branchenübergreifenden Einsatz ermöglichen.
Schnelltests als strategisches Instrument zur Eindämmung der Pandemie etablieren
Einen weiteren wichtigen Beitrag könnte der großflächige Einsatz von Schnelltests leisten. Sie könnten auch an Laien, Einrichtungen und Unternehmen der sogenannten kritischen Infrastrukturen abgegeben werden. Mobile Teststationen für Schnelltests inklusive Diagnostik – etwa vor Geschäften oder an Außengrenzen – könnten die Öffnung der Wirtschaft unter Einhaltung des Gesundheitsschutzes unterstützen und Grenzpendlern die Ein- und Ausreise ermöglichen.
Wertschöpfungsketten müssen über Grenzen hinaus funktionieren
Der europäische Binnenmarkt stützt sich auf Arbeitnehmerfreizügigkeit, grenzüberschreitende Dienstleistungen und Lieferketten sowie unkomplizierte Dienstreisen. Bei Grenzschließungen werden komplexe Wertschöpfungsketten unterbrochen. Das kann erhebliche ökonomische Auswirkungen haben, die oft unterschätzt werden. Eine wirtschaftliche Folgenabschätzung sollte deshalb Bestandteil der Erwägungen über Reisehinweise, Reisewarnungen und Grenzschließungen sein.
Schrittweise Öffnung über einen Stufenplan
Für mehr Akzeptanz und Planungssicherheit könnte eine gemeinsame bundesweite Strategie in Form eines Stufenplans sorgen. Dabei ist wichtig, dass einheitliche Indikatoren und Kriterien durchaus gleichzeitig ein infektionsbezogenes regionales Handeln ermöglichen. Eine rein landesspezifische Betrachtung stößt angesichts der Mobilität in Ballungsräumen an ihre Grenze (zum Beispiel in Bremen-Niedersachsen oder Berlin-Brandenburg). Strategisches Denken in großräumiger Dimension ist wichtig, um potenziell infektionstreibende Effekte zu vermeiden (Beispiel: Einkaufstourismus). Erfolgreiche regionale Ansätze können aber der Nukleus für eine frühzeitige und langfristige Öffnung der Betriebe sein. Hier sollten Regionen voneinander lernen.
Quelle: DIHK