Die niederländische Wirtschaft hat großes Vertrauen in ihre eigene Innovationskraft, was sich in der großen Zahl der Anmeldungen von gewerblichen Schutzrechten widerspiegelt. Solche Rechte sichern das Eigentum an einer Erfindung vor der Nutzung durch Wettbewerber.
Die Zahlen stammen aus einer neuen europäischen Studie, die den Zeitraum 2017 bis 2019 untersucht. "Da es Geld kostet, ein Schutzrecht zu beantragen und aufrechtzuerhalten, zeigt es, wieviel Vertrauen ein Unternehmen in die Zukunftsfähigkeit seiner Innovation hat“, sagt Victor Veefkind vom Europäischen Patentamt (EPA), das die Daten zusammen mit dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum erhoben hat.
Zu den Rechten des geistigen Eigentums gehören Patente, Marken, Urheberrechte und Pflanzenzüchterrechte. Im Vergleich zu anderen Ländern reichen die Niederlande viele Anträge ein und stehen sogar zusammen mit Schweden, Dänemark und Finnland an der Spitze Europas.
Kulturpflanzen
In fast jedem Wirtschaftszweig liegen die Niederlande über dem europäischen Durchschnitt. Die Zahl der Schutzrechtsanmeldungen pro tausend Einwohner ist in den Niederlanden höher als in Frankreich, Deutschland und Belgien. In den Niederlanden sind es vor allem Unternehmen aus den Bereichen Gartenbau und Blumengroßhandel, medizinische Geräte, chemische Produkte, Lebensmittelindustrie und Kosmetika, die viele Schutzrechte beantragen.
Die Niederlande führen vor allem bei der Registrierung von Nutzpflanzen. Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt werden zehnmal mehr Einträge für Nutzpflanzen beantragt. „Die Niederlande haben viele Gewächshäuser, in denen viel experimentiert wird", erklärt Veefkind.
Niederländische Unternehmen melden relativ wenige Patente im Bereich der digitalen Kommunikation und Computertechnologie an. Dieser Trend ist auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten. Im Allgemeinen sind vor allem asiatische Unternehmen wie Samsung und Huawei auf diesem Markt aktiv.
Millionen von Arbeitsplätzen
Die Beantragung eines Patents dauert meistens zwei bis fünf Jahre. Diese Daten somit ein Indikator für die aktuelle Wirtschaftslage. „Sie können die Entwicklung der Patentanmeldungen von der Vergangenheit bis zur Gegenwart verfolgen“, sagt Veefkind. „Daraus kann man schließen, dass die Innovationskraft der niederländischen Wirtschaft nicht abgenommen hat.“
Geistige Eigentumsrechte nehmen in den Niederlanden einen wichtigen Platz ein. Auf die Sektoren, die überdurchschnittlich viele geistige Eigentumsrechte nutzen, entfallen 2,2 Millionen Arbeitsplätze und 41,9 Prozent des Bruttosozialprodukts. Außerdem zeigen die Zahlen des EPA, dass fast ein Drittel der niederländischen Arbeitsplätze in patentintensiven Sektoren von ausländischen Unternehmen geschaffen werden. „Die Niederlande sind ein exportorientiertes Land und profitieren daher stärker vom geistigen Schutz", meint Veefkind.
Patente sind ein Anreiz, innovativ zu sein, anstatt andere Unternehmen zu kopieren, so Veefkind. Die Beantragung, Genehmigung und Verwaltung eines Patents kostet oft 10.000 bis 20.000 Euro. Wenn ein Unternehmen ein geistiges Eigentumsrecht 10 Jahre lang behalten will, können diese Kosten bis zu 30.000 Euro betragen. Auch die Verlängerung wird jedes Jahr teurer, bis der Anspruch auf eine Erfindung schließlich ausläuft.
Neue Verordnung kommt
Diese Kosten sind so hoch, weil eine Anmeldung beim EPA u. A. in alle Mitgliedsländer 'übersetzt' werden muss. Dies sind die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und einige andere Länder wie die Türkei, Norwegen und die Schweiz. Im Prinzip kann ein Patent in allen Mitgliedsländern rechtskräftig sein, aber die Übertragung auf ein einzelnes Land ist teuer und mit viel bürokratischem Aufwand verbunden.
Das wird sich bald ändern, denn es wird künftig ein europäisches Patent geben, das automatisch in vielen EU-Ländern gültig ist.
Quelle: Financieele Dagblad
Text: Jeremy Gray
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