Mehr Diversität und Raum für Eigenverantwortung - dafür setzt sich Eva van Pelt ein. Nach Stationen bei multinationalen Unternehmen in Großbritannien, den USA und Japan ist van Pelt seit mehr als drei Jahren Co-CEO von Eppendorf, dem deutschen Weltmarktführer im Bereich Labortechnik. Seit der Corona-Pandemie hat sich das Unternehmen von einem ‘Hidden Champion‘ zu einer starken Marke entwickelt. Dennoch gelingt es van Pelt, das Familienunternehmen familiär zu führen.
Die gebürtige Bayerin startete ihre Karriere in den 1990er Jahren bei Siemens in London – für sie der perfekte Einstieg nach dem Studium. "Durch die vielen Chancen, die sich mir boten, musste ich regelmäßig meine Komfortzone verlassen und konnte so innerhalb des multinationalen Unternehmens wachsen", sagt sie. Obwohl es ihr anfangs nicht leicht fiel, Familie und Freunde zurückzulassen. "Die Kommunikationsmöglichkeiten mit der Heimat waren damals nicht so gut wie heute", erinnert sie sich. "Aber ich merkte, dass ich mir selbst ein Netzwerk aufbauen und neue Freunde finden konnte. Ich habe gelernt, anders zu denken, auch in Bezug auf die Kultur. Mein Vorgesetzter hat mir beigebracht: Wenn du dem Kunden nicht das vereinbarte Quadrat liefern kannst, biete ihm einen Kreis an." Das verschaffte der Deutschen als Neuankömmling auf dem britischen Arbeitsmarkt einen Blitzstart, und sie sieht ihre Anfangszeit als einen der wichtigsten Momente ihrer Karriere.
In dieser Zeit habe sie gelernt, sich selbst in einer von Männern dominierten Welt treu zu bleiben. "Ich merkte, dass ich nicht weiter komme, wenn ich nicht authentisch bin. Also hieß es: Entweder so oder gar nicht". Van Pelt erkannte die Bedeutung von Authentizität und den Mehrwert von Vielfalt. "Dabei geht es nicht nur um das Geschlecht, sondern auch um die ethnische Zugehörigkeit, die Religion, das Alter - all diese unterschiedlichen Ansichten stärken uns". Auch bei Eppendorf, wo sie seit 2017 arbeitet, setzt sie sich darum für Diversität ein. Und sie ist überzeugt: "Es gibt genügend gute Talente für ein diverses Team."
Seit 2019 hat van Pelt bei dem Life-Science-Unternehmen den Co-CEO-Posten inne. "Das Tolle an Eppendorf ist, dass es sich wie eine Familie anfühlt – das erlebte ich vom ersten Tag an", sagt sie. "Jeder hat mich gegrüßt, auch wenn mich noch niemand kannte." Sie erklärt, dass die Atmosphäre dort besonders ist: "Die Menschen sind höflich und hilfsbereit - eben wie eine Familie". Darin sieht sie ein wichtiges Unterscheidungskriterium von Eppendorf als Arbeitgeber. Zur guten Atmosphäre trägt ihrer Ansicht nach bei, dass sich die Mitarbeiter mit einbringen können, unter anderem über verschiedene Lernplattformen. "Das sind selbstorganisierte Teams, in denen sich die Kollegen ein Jahr lang jede Woche treffen, um über Ideen und Bedürfnisse zu sprechen."
"Ein bisschen wie in den Niederlanden, wo auch jeder mitdiskutieren kann", sagt van Pelt, die mit einem Niederländer verheiratet ist. Neben England hat van Pelt auch in den USA und in Japan gearbeitet sowie in den Niederlanden, wo sie seit Juni 2023 Präsidentin der Deutsch-Niederländischen Handelskammer ist. "Wenn man all diese unterschiedlichen kulturellen Sichtweisen kombiniert, führt das zu optimalen Resultaten. Das unterstreicht für mich, dass wir nur mit Diversität in allen Bereichen weiterkommen können."