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Mobilität

Ein nachhaltiger und effizienter Kurierdienst

20.07.2022

Stellen Sie sich vor, Sie finden ein schönes gebrauchtes Sofa auf einem Online-Marktplatz, wissen aber nicht, wie Sie das große Möbelstück zu Ihnen nach Hause bringen sollen. Das niederländische Start-up Brenger hat für dieses Problem eine Lösung gefunden. Es beauftragt Kuriere, die bereits unterwegs sind und die Sendung ohne zusätzlichen Aufwand abholen und mitnehmen können. Dies ist gut für den Kurier, den Verbraucher und das Klima. In den Niederlanden war es ein Erfolg und auch in Deutschland wird es gut angenommen.

Die Idee dazu entstand vor etwa sechs Jahren. Einer der Gründer wurde gebeten, das Telefon seiner Schwiegermutter abzuholen, das sie vergessen hatte. Er hatte jedoch keine Zeit dafür und dachte: „Es muss doch jemanden geben, der diese Strecke fährt und das Telefon mitnehmen kann.“ So entstand die Idee, Angebot und Nachfrage im Transportwesen zu verknüpfen. Roeland Grutterink, International Expansion Manager bei Brenger, erklärt, dass sie daraufhin eine Online-Plattform eingerichtet haben, auf der der Transport zu einem Festpreis angeboten wird. „Kuriere können sich ganz einfach anmelden und dem Brenger-System beitreten“, so Grutterink. „Sie können dann so viel oder so wenig mit uns arbeiten, wie sie wollen.“

Transparenz für Kuriere

Die bei Brenger angemeldeten Kuriere sehen, was in ihrer Region oder entlang ihrer bereits geplanten Route angeboten wird und können dann den Transportauftrag übernehmen. „Sie bekommen dafür einen Festpreis“, sagt Grutterink. „So müssen die Kuriere keine Angebote abgeben, sondern haben sofortige Gewissheit über den Auftrag und den Preis.“ Es handelt sich dabei vor allem um große und sperrige Gegenstände, wie z. B. Möbel, die man nicht ohne weiteres in seinem eigenen Auto mitnehmen kann. Grutterink erklärt, dass sie inzwischen über ein Netz von Hunderten von Kurieren mit einigen Tausend Transportern verfügen. „Für die Kuriere ist es ideal, weil sie damit leere Stellen auf einer Route füllen können, die sie ohnehin fahren.“

Von C2C zu B2C

Das Unternehmen, das heute 50 Mitarbeiter beschäftigt, konzentrierte sich zunächst auf den Gebrauchtwarenmarkt, den so genannten C2C-Markt. „Wir glauben, dass dies der beste Weg war, um unser Netzwerk aufzubauen“, sagt Grutterink. „Aber vor zwei Jahren haben wir unseren Schwerpunkt verstärkt auf den Einzelhandel (B2C) gelegt.“ Kleinere Möbelgeschäfte stehen nämlich vor dem gleichen Problem“, erklärt er. „Sie möchten nicht wegen eines einzigen Möbelstücks einen Lastwagen in ein Wohngebiet schicken.“ Der Geschäftsführer erklärt, dass es in den Niederlanden inzwischen Hunderte von Geschäften gibt, die mit Brenger zusammenarbeiten und für die sie den Transport organisieren.

Dieselbe Strategie, aber andere Verbraucher

Sie sind aber auch in Deutschland mit einer Niederlassung in Emmerich aktiv. „Ein logischer Schritt, denn Nordrhein-Westfalen liegt in der Nähe der Niederlande“, erklärt Grutterink. „Und anfangs konnten wir niederländische Kuriere für Aufträge jenseits der Grenze einsetzen.“ Der Expansion Manager erklärt, dass sie in Deutschland die gleiche Strategie verfolgen wie in den Niederlanden. „Sobald das C2C-Geschäft läuft, wissen wir, dass wir am richtigen Ort sind, und erweitern es auch auf das B2C-Geschäft. Der Vorteil unserer Plattform ist, dass sie skalierbar ist und wir sie nur für den deutschen Markt übersetzen mussten“, sagt er.

Was dem Brenger-Team auffiel, war, dass es viele Anrufe von deutschen Kunden erhielt, die nach dem Preis fragten. „Bei uns sind die Preise auf der Website klar ersichtlich und müssen nicht telefonisch erfragt werden“, sagt Grutterink. „Wir haben bald festgestellt, dass viele Anrufer nicht am Preis interessiert waren, sondern wissen wollten, wer hinter dem Dienst steckt. Die Tatsache, dass unser siebenköpfiges deutsches Team in der Lage war, alle Fragen zu beantworten, hat gezeigt, dass wir ein seriöses Unternehmen sind.“ Er erklärt, dass sie zudem in verschiedenen Online-Blogs für Sichtbarkeit sorgen. „Das trägt dazu bei, Zuverlässigkeit auszustrahlen.“

Und das scheint gut zu gelingen. „Wir haben Seminare bei der Deutsch-Niederländischen Handelskammer besucht und gehört, dass man in Deutschland Geduld haben muss, denn die Deutschen legen Wert darauf, dass man Qualität bietet“, sagt Grutterink. „Das mag stimmen, aber wir haben festgestellt, dass, wenn man eine Dienstleistung anbietet, die sehr schnell eine Lösung für ein Problem bietet, selbst die Deutschen rasch darauf anspringen.“

Eine deutschlandweite Plattform

Und der Expansionskurs geht weiter. Grutterink sagt, dass weitere Schritte in Richtung Hannover und Hamburg, aber auch Stuttgart und München unternommen werden sollen. Dadurch soll die Plattform für ganz Deutschland verfügbar werden.

Text: Hendrike Oosterhof
Fotos: Brenger

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